Auf einer vom Media Solution Center Baden-Württemberg (MSC) organisierten Tagung trafen sich vom 12. bis 14. September 2023 Direktoren und Beiratsmitglieder der EU-Initiative EIT Culture & Creativity (EIT CC) am Höchstleistungsrechenzentrum Stuttgart (HLRS). In Diskussionsgruppen und Workshops entwickelten Teilnehmende aus zehn Ländern Konzepte, die die Formulierung der strategischen Ziele der Initiative erleichtern werden, wenn diese im Jahr 2024 offiziell beginnt.
16. Okt 2023
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EIT Culture & Creativity ist eine EU-weite Knowledge and Innovation Community (KIC), die vom European Institute of Innovation & Technology (EIT) im Juni 2022 angekündigt wurde. EIT CC ist eine von neun europäischen KICs, die die wirtschaftliche Entwicklung Europas in strategisch wichtigen Bereichen unterstützen. Das EIT CC zielt darauf ab, die europäischen Kultur- und Kreativsektoren und -industrien zu stärken, indem es Kreative und Organisationen mit dem größten Innovationsnetzwerk Europas verbindet.
Das Media Solution Center Baden-Württemberg wurde 2018 vom HLRS mitbegründet, um die Zusammenarbeit zwischen Künstler:innen, Kultureinrichtungen und Expert:innen für High-Performance-Computing zu erleichtern. Jetzt ist das MSC sowohl Mitbegründer und Lead-Partner von EIT Culture & Creativity als auch Co-Vorsitzender des deutschlandweiten Konsortiums Innovation by Creative Economy (ICE), einem von 50 Partnern, die an EIT CC teilnehmen. Das HLRS ist das einzige Höchstleistungsrechenzentrum, das an EIT Culture & Creativity beteiligt ist. In dieser Rolle führt es bei der Entwicklung von Modellen, wobei Künstler:innen und kulturelle Organisationen High-Performance Computing (HPC), künstliche Intelligenz (AI), Höchstleistungsdatenanalyse und andere digitale Technologien zugute kommen. Als Co-Vorsitzender des ICE will das Media Solution Center auch dazu beitragen, das Land Baden-Württemberg als ein Zentrum für die Kulturindustrie in Europa zu fördern.
Matthias Hauser, Geschäftsführer des MSC, sieht in der Beteiligung des HLRS an der EIT Culture & Creativity einen Beweis dafür, dass das HLRS schon früh die vielfältigen Möglichkeiten für die Zusammenarbeit zwischen der Kreativwirtschaft und Höchstleistungsrechenzentren erkannt hat. „Gemeinsam mit dem EIT wollen wir das am HLRS vorhandene Know-how mit anderen europäischen Rechenzentren vernetzen“, sagt er. „Konferenzen wie die am HLRS sind wichtig, um zu artikulieren, wie die Zusammenarbeit zwischen Kultur- und Kreativwirtschaft und Wissenschaft am besten funktionieren kann. Dank der Unterstützung des HLRS kann sich die Kultur- und Kreativbranche die Möglichkeiten besser vorstellen.“
Neben den Planungssitzungen bot das Treffen im HLRS auch zwei Vorträge, die die Rahmenbedingungen für die Kultur- und Kreativwirtschaft in Europa beleuchteten.
In der ersten Präsentation bot der Ingenieur und Kunstwissenschaftler Marcos Cuzziol von der Universität São Paulo eine nichttechnische Einführung in maschinelles Lernen und gab einen Überblick über die jüngsten Anwendungen künstlicher Intelligenz in populären Medien. Er ging auch auf aktuelle Kunstwerke ein, die KI nutzen, um kritische Fragen über die Beziehung zwischen maschineller Intelligenz und menschlicher Wahrnehmung, Handlungsfähigkeit und Kreativität aufzuwerfen. Im Ideenaustausch nach dem Vortrag diskutierten Cuzziol und die Konferenzteilnehmer offene Fragen zur Ethik und Ästhetik des Einsatzes künstlicher Intelligenz in der Kunst.
John Palmesino von der multidisziplinären, unabhängigen Organisation Territorial Agency konzentrierte sich auf die Auswirkungen des menschlichen Lebens und der Industrie auf die Systeme, die das Leben auf der Erde erhalten. Er argumentierte, dass sich die Kunst mit den zunehmend dringlichen Herausforderungen des Planeten auseinandersetzen müsse, darunter Klimawandel, Umweltverschmutzung und Ressourcenverbrauch. Er vertrat die Ansicht, dass Kreative Erfahrungen und Erzählungen schaffen können, die die komplexen Faktoren, die solche Veränderungen vorantreiben, verständlicher machen. Dadurch haben Kreative ein großes Potenzial, die Menschen zu motivieren und sich mit globalen Herausforderungen auseinanderzusetzen. Er stellte mehrere Beispiele für die Arbeit seiner Agentur vor, die Wissenschaftler:innen, Künstler:innen, Politikspezialist:innen, Mediengestalter:innen und andere zusammenbringt, um Möglichkeiten zur Darstellung der Veränderungen im Meer, der Auswirkungen der Ölindustrie und der Einflüsse menschlicher Aktivitäten im Anthropozän zu untersuchen.
Parallel zu ihrer Arbeit mit dem EIT haben sich das MSC und das HLRS mit dem Barcelona Supercomputing Center als Teilnehmer am S+T+ARTS-AIR-Programm zusammengeschlossen. Das EU-weite Residenzprogramm fördert die Zusammenarbeit zwischen Künstler:innen, Wissenschaftler:innen und Technologieexpert:innen. Zum ersten Mal können Künstler:innen auf die Technologie und das Fachwissen von zwei der führenden europäischen Supercomputing-Zentren zurückgreifen. Eine offene Ausschreibung wurde kürzlich abgeschlossen. Die Gewinner der Residenzen werden im November bekannt gegeben.
Das Media Solution Center war auch an der Entwicklung der Ausstellung Renaissance 3.0 beteiligt, die bis zum 7. Januar 2024 im Zentrum für Kunst und Medien (ZKM) in Karlsruhe zu sehen ist. Die von Peter Weibel kuratierte Ausstellung erforscht neue Allianzen zwischen Künstler:innen, Wissenschaftler:innen und Ingenieure:innen, die auf gemeinsame Werkzeuge zurückgreifen, darunter auch Computertechnologien. Nach ihrer Schließung im ZKM wird die Ausstellung nach Paris und Budapest wandern.
— Christopher Williams