Geschichte des HLRS

Das im Jahr 1996 als erstes Bundeshöchstleistungsrechenzentrum Deutschlands gegründete Höchstleistungsrechenzentrum Stuttgart (HLRS) hat sich nicht nur zu einer zentralen Einrichtung der Universität Stuttgart, sondern auch zu einem international bedeutenden Forschungszentrum für Simulation, Visualisierung und Datenanalyse entwickelt. Dieser Zeitstrahl zeigt einige wichtige Meilensteine aus der Geschichte des HLRS.

Vorgeschichte und Gründung

1986

Der baden-württembergische Ministerpräsident Lothar Späth bewilligt die Mittel für einen Cray-2-Supercomputer und begründet damit den Ruf Stuttgarts als Zentrum für Hochleistungsrechnen (HPC). Zu dieser Zeit wird das Hochleistungsrechnen vor allem in der Kernkraft-, Luft- und Raumfahrtforschung eingesetzt.

1995

Baden-Württembergs Ministerpräsident Erwin Teufel und Edzard Reuter, Vorstandsvorsitzender der Daimler-Benz AG, gründen die Höchstleistungsrechner für Wissenschaft und Wirtschaft GmbH (HWW). Die HWW führt erstmals Industrie und Wissenschaft in einem Unternehmen für die Nutzung von Höchstleistungsrechnern zusammen, etabliert ein nachhaltiges Geschäftsmodell und ermöglicht Daimler und Porsche den direkten Zugang zu den schnellsten Rechnern der Welt.

1996 erhielt der baden-württembergische Ministerpräsident Erwin Teufel eine Führung von Prof. Roland Rühle. (Foto: HLRS)

1996

Ministerpräsident Teufel gründet das Höchstleistungsrechenzentrum Stuttgart (HLRS) an der Universität Stuttgart als erstes Bundeshöchstleistungsrechenzentrum in Deutschland. Das HLRS ist eine Abteilung innerhalb des Rechenzentrums der Universität Stuttgart (RUS) und Prof. Rühle wird zum Direktor ernannt. Bei der Gründungsfeier gibt das HLRS auch den Beginn der Produktion eines neuen Cray-Supercomputers bekannt. Zum Zeitpunkt seiner Einweihung ist das neue System der siebtschnellste Supercomputer der Welt.

Verknüpfung von Dienstleistung und Forschung

1998

Das HLRS initiiert das erste europäische Projekt für Metacomputing (METODIS). Der Erfolg des Projekts überzeugt die EU, eine eigene Förderlinie für Metacomputing und Grid-Computing einzurichten, und etabliert das HLRS als führendes HPC-Forschungszentrum auf europäischer Ebene.

1999

In Zusammenarbeit mit dem Pittsburgh Supercomputing Center (USA) verbindet das HLRS zum ersten Mal zwei Supercomputer zur Lösung eines Simulationsproblems. In Anerkennung dieser Leistung erhält das HLRS eine Auszeichnung der US National Science Foundation (NSF) für Real Distributed Supercomputing.

Im Jahr 2003 wurde der Grundstein für den Bau des heutigen HLRS-Gebäudes in der Stuttgarter Nobelstraße gelegt. (Foto: HLRS)

Baden-Württemberg, Deutschland und Europa zusammenbringen

2003

Prof. Rühle tritt als HLRS-Direktor zurück und übergibt die Leitung an Prof. Michael Resch.

Das HLRS gewinnt die HPC Challenge auf der SC Supercomputing Conference in Phoenix, USA.

2004

Baden-Württembergs Ministerpräsident Günther Oettinger begrüßt einen neuen HLRS-Supercomputer, einen NEC SX-8, und eröffnet das neue Gebäude des Zentrums in der Nobelstraße. Zum ersten Mal erreicht ein HLRS-Rechnersystem eine Leistung im Teraflop-Bereich.

Baden-Württembergs Ministerpräsident Günter Oettinger, HLRS-Direktor Michael Resch und andere Teilnehmer:innen bei der Eröffnung des HLRS-Gebäudes im Jahr 2004. (Foto: HLRS)

2006

Das HLRS ist Mitbegründer von D-Grid, einer Initiative zur Vernetzung aller deutschen Höchstleistungsrechenzentren.

2007

Das Land Baden-Württemberg und die Bundesregierung vereinbaren, das HLRS im Rahmen des PetaGCS-Projekts mit 133 Millionen Euro über einen Zeitraum von zehn Jahren zu finanzieren.

Das HLRS gründet zusammen mit den Supercomputing-Zentren in München und Jülich das Gauss Centre for Supercomputing (GCS).

Gemeinsam treten die drei Zentren der Partnership for Advanced Computing in Europe (PRACE) bei und stellen Wissenschaftler:innen aus der gesamten EU Rechenressourcen zur Verfügung.

Auf Landesebene startet das HLRS das BW-Grid und finanziert Supercomputer an sechs Standorten in Baden-Württemberg.

Das HLRS beteiligt sich am Exzellenzcluster "Simulation Technology" (SimTech). Die Leitung des Zentrums fungiert hierbei als Principal Investigator. Sowohl der Exzellenzcluster als auch seine Verlängerung wurden positiv begutachtet und laufen bis 2025.

Neue Perspektiven für HPC in Wissenschaft, Industrie und Gesellschaft

2008

Mit der Gründung des Automotive Solution Center for Simulation (ASCS), gründet das HLRS sein erstes Solution Center. Im Jahr 2018 folgt das​​​​​​​ Media Solution Center, und die Inbetriebnahme eines Medical Solution Centers wird geplant.

2010

In Kooperation mit dem Karlsruher Institut für Technologie gründet das HLRS SICOS BW, um die Aktivitäten beider Zentren zu koordinieren und kleinen und mittleren Unternehmen den Zugang zu Simulationstechnologien zu erleichtern.

2011

Das Energie- und Kühlgebäude des HLRS nimmt seinen Betrieb auf.

Mit Unterstützung des Landes Baden-Württemberg startet das HLRS das Projekt Simulierte Welten, um das Thema Simulation in die Schulen zu bringen.

Einweihungsfeier zur Eröffnung des neuen Schulungsgebäudes am HLRS im Jahr 2017. (Foto: Johannes Zimmermann)

2012

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann feiert die Inbetriebnahme eines neuen Cray XE6 Supercomputers am HLRS. Das System wird auf den Namen Hermit (nach dem Eremiten-Käfer) getauft und erreicht am HLRS erstmals eine Leistung von 1 Petaflop. In den folgenden Jahren wird das System erweitert und in Hornet (2014) und Hazel Hen (2015) umbenannt.

Das HLRS eröffnet sein neues Forschungsgebäude.

2014

Das HLRS verschreibt sich der Nachhaltigkeit und startet sein erstes, staatlich gefördertes Nachhaltigkeitsprojekt.

2015

Das HLRS stellt eine Arbeitsgruppe zusammen, die sich mit Wissenschaftstheorie und gesellschaftlicher Relevanz der Simulation beschäftigt. Ein staatlich gefördertes Projekt zu diesen Themen beginnt 2016.

Auf dem Weg zu Exascale

2017

Das Land Baden-Württemberg und die Bundesregierung vereinbaren über das SiVeGCS-Projekt eine Finanzierung in Höhe von 153 Millionen Euro für das HLRS über die kommenden zehn Jahre.

Das HLRS feiert die Einweihung seines neuen HPC-Schulungsgebäudes.

2018

Das HLRS gründet einen gesellschaftspolitischen Beirat, der sich mit wichtigen gesellschaftlichen Themen und Fragestellungen befasst und prüft, wie das HLRS zur Beantwortung dieser beitragen kann. Damit wird der Tatsache Rechnung getragen, dass Simulation nicht nur für Wissenschaft und Industrie, sondern auch für die Gesellschaft insgesamt wichtig und nützlich ist.

Das HLRS übernimmt die Leitung zweier europäischer Exzellenzzentren, die sich auf die Ingenieurwissenschaften (EXCELLERAT) und Global Systems Science (HiDALGO) konzentrieren.

 

Ehrengäste bei der Einweihung von Hawk im Februar 2020: Staatssekretärin Gisela Splett, Landtagsabgeordnete Sabine Kurtz, Parlamentarischer Staatssekretär Michael Meister, Ministerin Theresia Bauer, Ministerpräsident Winfried Kretschmann, HLRS-Direktor Michael Resch, HPE-Vertriebsvorstand Heiko Meyer.

2020

Ministerpräsident Kretschmann weiht den HLRS-Supercomputer der nächsten Generation, ein HPE Apollo-System namens Hawk, ein.

In Anerkennung seines umfassenden Umweltmanagementsystems erhält das HLRS die Zertifizierung nach dem Umweltzeichen Blauer Engel und dem Eco-Management and Audit Scheme (EMAS).

Das HLRS wird übernimmt die Koordination der Projekte EuroCC und CASTIEL, die die Entwicklung von HPC-Fachwissen in ganz Europa fördern. Mit diesen Projekten nimmt das HLRS eine führende Rolle im Bereich HPC in der gesamten EU ein.

Gemeinsam mit dem Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) erstellt das HLRS täglich Simulationen zur Vorhersage des Bedarfs an Intensivstationsbetten infolge der COVID-19-Pandemie. Die Ergebnisse werden von November 2020 an täglich an das Bundesgesundheitsministerium und das Bundesinnenministerium übermittelt. Mit diesem Projekt setzt zum ersten Mal ein Bundesministerium HPC für Simulationen ein.

2021

Das HLRS feiert sein 25-jähriges Bestehen und reflektiert über die Geschichte und die zukünftigen Herausforderungen des Höchstleistungsrechnens.

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