Der Betrieb eines der schnellsten Supercomputer Europas bedeutete für das Höchstleistungsrechenzentrum Stuttgart (HLRS) stets auch, die Infrastruktur nachhaltig zu betreiben. Vor nunmehr zehn Jahren entstand daraus ein intensives Engagement für Umweltschutz, das unter anderem durch die Zertifizierung nach dem Eco-Management and Audit Scheme (EMAS) und dem Umweltzeichen Blauer Engel ausgezeichnet wurde. Künftig wird das HLRS sein Engagement für die Umwelt weiter verbessern, unter anderem durch zwei neue Projekte, die sowohl die Energieeffizienz des Zentrums steigern, als auch Best Practices für die nachhaltige Digitalisierung identifizieren sollen.
10. Aug 2021
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„Nachhaltigkeit und Klimaschutz sind für die Landesregierung zentral – das gilt auch für den IT-Bereich“, sagt die Wissenschaftsministerin des Landes Baden-Württemberg, Theresia Bauer. „Dass das HLRS als internationaler Leuchtturm hier mit einem gelebten Nachhaltigkeitskonzept beispielgebend vorangeht, ist mit Blick auf den nötigen Klimaschutz bei Digitalisierung und KI besonders wertvoll. Hierfür möchte ich allen Beteiligten am HLRS herzlich danken und wünsche mir, dass das HLRS auch in Zukunft ehrgeizig nachhaltige und innovative Ansätze verfolgt“, so die Ministerin. Das Umweltmanagementsystem des HLRS wurde im Rahmen des vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg geförderten Projekts „Nachhaltigkeit in HPC-Zentren“ entwickelt.
„Zur zehnjährigen Entwicklung und Umsetzung unserer konsequenten Nachhaltigkeitsstrategie können wir nicht nur eine positive Zwischenbilanz ziehen, sondern sind auch stolz darauf, Wegbereiter für ein neues Denken und Handeln an der Schnittstelle zwischen Energie und Entwicklung in der IT zu sein“, so Prof. Dr. Michael Resch, der Direktor des HLRS.
Im Jahr 2020 wurde das HLRS als erstes Höchstleistungsrechenzentrum seiner Größe nach EMAS — dem weltweit anspruchsvollsten Programm für Umweltmanagement — und gemäß dem Sigel „Blauer Engel für den energieeffizienten Rechenzentrumsbetrieb“ zertifiziert. Zum umfassenden Umweltmanagementplan des HLRS gehört zum einen, dass die Rechen- und Kühlsysteme so effizient wie möglich betrieben werden. Zum zweiten werden Nachhaltigkeitsaspekte in das gesamte Zentrum integriert— von der Beschaffung neuer Produkte über die Abfallentsorgung bis hin zum Erhalt der Artenvielfalt auf dem Gelände des Zentrums. Dies bedeutet auch, dass das HLRS sich dazu verpflichtet, seine Umweltleistung kontinuierlich zu verbessern und seine Expertise mit anderen Datenzentren zu teilen. „Mit der zunehmenden Digitalisierung wird es immer bedeutender, dass sich das HLRS sowohl in einem ambitionierten Verbesserungsprozess weiterentwickelt, als auch anderen hilft, nachhaltiger zu werden“, so Resch. Der Praxisleitfaden „Nachhaltigkeit in Rechenzentren ist ein erster Schritt in diese Richtung: Nach dem Motto „Nachahmung erwünscht“ steht er anderen Rechenzentren und Datenzentren als Wegweiser für die Fortentwicklung ihrer eigenen Umweltleistung zur Verfügung.
Auch das für 2026 anvisierte neue Rechnergebäude des HLRS steht schon in der Planungsphase ganz unter dem Zeichen der Nachhaltigkeit. Dabei stehen vor allem die Optimierung der Energieversorgung, der Kühlung und die Nutzung der Abwärme im Vordergrund der Überlegungen.
Darüber hinaus befassen sich auch zwei neue Forschungsprojekte mit der Nachhaltigkeit in Rechenzentren: Ein vom HLRS geleitetes Projekt namens ENRICH (Energie, Nachhaltigkeit, Ressourceneffizienz in IT und Rechenzentren) wird einen digitalen Atlas entwickeln, um das Wachstum des IT-Sektors in Baden-Württemberg vorherzusagen und Möglichkeiten zur Steigerung der Energieeffizienz im Bundesland zu identifizieren. Außerdem wird das HLRS in Kürze mit dem Institut für Gebäudeenergetik, Thermotechnik und Energiespeicherung an der Universität Stuttgart zusammenarbeiten, um neue Ansätze für die dynamische Regulierung der Kühlung seines Flaggschiff-Supercomputers zu testen. Das Projekt sieht auch vor, die daraus resultierenden Methoden und Technologien in kommerziellen Rechenzentren zu testen.
Nachhaltigkeit wird am HLRS nicht nur selbst gelebt, sondern trägt durch die Bereitstellung von großer Rechenleistung auch zur Entwicklung nachhaltigerer Lösungen in unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen bei. Der Stuttgarter Supercomputer Hawk ist eine wesentliche Ressource für die Spitzenforschung, die neue Möglichkeiten identifiziert, Energie einzusparen, die Auswirkung des Klimawandels vorherzusagen oder nachhaltigere Städte zu planen.
„Am HLRS geht es bei der Nachhaltigkeit nicht nur darum, unsere eigene Umweltleistung kontinuierlich zu steigern“, so Resch, „sondern auch um die Bereitstellung von Rechenressourcen, die weitreichende Nachhaltigkeitsgewinne in der ganzen Gesellschaft ermöglichen.“
Dieser Artikel ist eine Wiederveröffentlichung einer Pressemitteilung der Universität Stuttgart.
Nachhaltigkeit am HLRS
Praxisleitfaden: Sustainability in Rechenzentren (PDF 8.9 MB)