OpenBikeSensor wurde heute mit dem Deutschen Fahrradpreis 2022 in der Kategorie Service & Kommunikation ausgezeichnet. Die von dem Wissenschaftler Thomas Obst am Höchstleistungsrechenzentrum Stuttgart (HLRS) entwickelte Technologie ist eine kostengünstige und leicht reproduzierbare Lösung, um Städte für Radfahrer sicherer zu machen.
Der OpenBikeSensor (OBS) wird am Fahrrad befestigt und ermittelt mithilfe von GPS kontinuierlich den Standort von Radfahrenden und deren Abstand zu Gefahrenquellen wie z. B. vorbeifahrenden Autos. Die Daten aus diesen Messungen können auf ein Community-Portal hochgeladen werden, wo eine Software das Feedback der Radfahrenden auswertet und auf diesen Daten basierend eine Karte der Radwege in einer Stadt erstellt. Diese Karte zeigt Orte auf, an denen der Abstand zwischen Radfahrenden und Autos gefährlich gering ist. Die Informationen aus der Karte lassen sich von Radfahrenden und Stadtplaner:innen nutzen, denn die Daten zeigen den Bedarf an zusätzlichen Barrieren, Straßenschildern oder -markierungen auf – mit dem Ziel, das Radfahren sicherer zu gestalten.
17. Feb 2022
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OpenBikeSensor teilte sich den ersten Platz mit SimRa, einer an der TU-Berlin entwickelten Smartphone-App, die gefährliche Situationen beim Radfahren erkennt. Die beiden Projekte arbeiten bereits gemeinsam daran, die Sicherheit beim Radfahren durch gemeinschaftliche und datenbasierte Methoden zu verbessern.
„Ich habe mit der Entwicklung des OpenBikeSensor in meiner Freizeit während meiner ehrenamtlichen Tätigkeit bei Zweirat Stuttgart begonnen“, erklärt Obst. „Gemeinsam mit Uwe Wössner und der Visualisierungsabteilung des HLRS habe ich die Technologie weiterentwickelt. Sie ist zu einem sehr nützlichen Werkzeug für unser Projekt Cape Reviso geworden.“ Über die Verbesserung der OpenBikeSensor-Hardware innerhalb des Projekts Cape Reviso hinaus hat das HLRS auch das erste OBS-Datenportal gehostet.
In Cape Reviso entwickelt das HLRS Forschungsmethoden, die die Konflikte zwischen Radfahrenden und Fußgänger:innen in Städten reduzieren sollen. Hierfür werden der OpenBikeSensor und Technologien wie 3D-Scanning, maschinelles Lernen, virtuelle Realität sowie „Urban Emotions“-Apps eingesetzt. Im Projekt Cape Reviso wird demonstriert, wie digitale Zwillinge von Städten dazu beitragen können, hochfrequentierte urbane Orte zu verbessern. Wissenschaftler:innen simulieren anhand digitaler Zwillinge in virtueller Realität, welche Auswirkungen Eingriffe im öffentlichen Raum haben, noch bevor sie an realen Orten getestet werden können. Cape Reviso verfolgt – genauso wie OpenBikeSensor – das Ziel, die Nachhaltigkeit in Städten zu verbessern. Die beiden Initiativen geben Stadtplaner:innen wissenschaftlich fundierte Instrumente an die Hand, mit denen sich das Radfahren und Laufen sicherer und attraktiver gestalten lassen.
OpenBikeSensor ist als Open-Source-Projekt konzipiert. Das Interesse an der Initiative ist deutschlandweit so stark gewachsen, dass Obst und Kolleg:innen im vergangenen Herbst einen gemeinnützigen Verein gegründet haben, um die neue Community zu vernetzen und zu unterstützen. Die Pläne für OpenBikeSensor, einschließlich des Quellcodes, sind auf der Website des Vereins verfügbar, sodass jede:r mit Programmier- und Elektronikgrundkenntnissen ihr/sein eigenes Kit bauen kann. Auch in anderen Städten – darunter Hannover, Darmstadt und Konstanz – haben bereits Gruppen begonnen, OpenBikeSensor zu nutzen, um lokale Initiativen zur Verbesserung der Fahrradinfrastruktur zu unterstützen.
Mit dem Deutschen Fahrradpreis werden jährlich Projekte ausgezeichnet, die die Bedingungen für Radfahrende verbessern. Er ist eine Initiative des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur und der Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte, Gemeinden und Kreise in Nordrhein-Westfalen. Unterstützt wird der Wettbewerb auch vom Zweirad-Industrie-Verband e.V. und dem Verbund Service und Fahrrad e.V. Die Gewinner:innen des diesjährigen Preises wurden am 17. Februar 2022 bekannt gegeben.
Cape Reviso ist eine Verbundsprojekt des HLRS, des ADFC-Bundesverbands und des Karlsruher Instituts für Technologie. Es wird vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur gefördert und ist an der Entwicklung des Nationalen Radverkehrsplans beteiligt.
— Christopher Williams