Im Jahr 2020 wurde das Höchstleistungsrechenzentrum Stuttgart (HLRS) als erstes Supercomputing Zentrum nach dem Eco-Management and Audit Scheme (EMAS) zertifiziert. EMAS wurde von der Europäischen Union entwickelt und ist ein Gemeinschaftssystem aus Umweltmanagement und Umweltbetriebsprüfung zur Verbesserung der Umweltleistungen von Organisationen. Mit strengen Standards und regelmäßigen Kontrollen ist es das weltweit anspruchsvollste System für Umweltmanagement. Die Erstzertifizierung des HLRS spiegelte die Umsetzung eines umfassenden Umweltmanagementplans wider, der nun als Leitlinie für die Aktivitäten des HLRS dient – vom Betrieb der Supercomputer und Kühlsysteme über das Lieferkettenmanagement und die Abfallwirtschaft bis hin zur Erhaltung der Artenvielfalt auf dem Campus.
09. Feb 2023
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Eine Voraussetzung für die EMAS-Zertifizierung ist die Verpflichtung, nicht nur die gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen, sondern sich auch kontinuierlich um eine Verbesserung der Umweltleistung zu bemühen. In einem jährlichen Umweltaudit wird dies am HLRS überprüft. Alle drei Jahre durchläuft das Zentrum ein umfangreicheres Rezertifizierungsverfahren. Nach einer erfolgreichen, umfassenden Überprüfung von einem externen Umweltgutachter ist das HLRS jetzt nach EMAS rezertifiziert.
Über die EMAS-Rezertifizierung hinaus ist das HLRS mit dem Umweltzeichen Blauer Engel sowie den internationalen Normen ISO 14001 (Umweltmanagement) und ISO 50001 (Energiemanagement) ausgezeichnet.
„Das HLRS führt im Hinblick auf das Umweltmanagementsystem unter den Höchstleistungsrechenzentren“, sagt Prof. Dr. Michael Resch, Direktor des HLRS. „Die EMAS-Rezertifizierung drückt aus, wie ernst wir unsere Umweltverantwortung nehmen und wie wichtig die Verbesserung der Energieeffizienz im IT-Bereich ist. Dieses Thema ist nicht nur relevant für die Klimaneutralität, sondern auch hinsichtlich der aktuellen Energieversorgungslage in Deutschland.“
Seit der ersten EMAS-Zertifizierung im Jahr 2020 hat das HLRS eine Reihe neuer Nachhaltigkeitsprojekte in Angriff genommen. Diese zielen darauf ab, die eigenen Abläufe zu verbessern und das Wissen mit der breiteren Öffentlichkeit zu teilen.
Die im Jahr 2021 begonnenen Forschungsprojekte arbeiten beispielsweise an Strategien zur Steigerung der Energieeffizienz. Innerhalb des ENRICH-Projekts untersuchen Mitarbeitende des HLRS den Energieverbrauch von Software und entwickeln Strategien zur Optimierung der Leistung von Software auf Höchstleistungsrechnern sowie zur Energieeinsparung mittels intelligenter Netze. Das Projektteam wird auch einen digitalen Atlas des Landes Baden-Württemberg entwickeln, um das Wachstum des IT-Sektors vorherzusagen und Lösungsansätze für eine verbesserte Energieeffizienz im Allgemeinen zu finden.
In einem anderen Projekt mit der Bezeichnung DEGREE testet das HLRS einen Ansatz, der gemeinsam vom HLRS und dem Institut für Gebäudeenergetik, Thermotechnik und Energiespeicherung der Universität Stuttgart entwickelt wurde und der die Kühlkreislauftemperaturen für seine Supercomputer dynamisch in Abhängigkeit von der Außentemperatur steuert. Ziel ist es, die Temperaturen innerhalb des Kühlsystems kontinuierlich anzupassen, um den Einsatz energieeffizienter freier Kühlung zu optimieren. Gleichzeitig ist sicherzustellen, dass die Leistung und Lebensdauer der Rechensysteme nicht durch höhere Betriebstemperaturen beeinträchtigt wird. Das Projekt wird basierend auf den Ergebnissen auch Richtlinien veröffentlichen, die andere Rechenzentren bei der Senkung ihres Energiebedarfs unterstützen können.
Darüber hinaus arbeitet das HLRS seit Kurzem mit Städten und Gemeinden zusammen, um herauszufinden, wie Supercomputing-Tools und -Methoden eine nachhaltigere Stadtplanung und Energiewende auf lokaler Ebene unterstützen können. Dazu gehört auch die Organisation und Teilnahme an öffentlichen Veranstaltungen für Vertreter:innen von Behörden, Stadtplaner:innen und die Öffentlichkeit, die sich auf die Nutzung von digitalen Zwillingen in Städten konzentrieren. In DiTEnS, einer neuen Forschungsinitiative der Universität Stuttgart, wird das HLRS mit digitalen Zwillinge den sachkundigen, produktiven Dialog zwischen den Akteur:innen in den Kommunen erleichtern. Für die Entscheidungsfindung ist dieser Dialog erforderlich, um die Energie- und Heizungsinfrastrukturen nachhaltiger zu gestalten.
Künftig werden am HLRS Energieeffizienz und andere Nachhaltigkeitsaspekte im Mittelpunkt der laufenden Entwicklung stehen. Da das nächste EMAS-Rezertifizierungsaudit für 2025 geplant ist und ein neuer Supercomputer sowie ein neues Gebäude für das Jahr 2026 geplant sind, spielen Nachhaltigkeit und die Umweltzertifizierung der Systeme, Einrichtungen und Betriebsabläufe eine wesentliche Rolle in den Planungsgesprächen. So ist unter anderem geplant, die vom Supercomputer des Zentrums erzeugte Wärme zur Beheizung anderer Gebäude auf dem Campus der Universität Stuttgart zu nutzen.
— Christopher Williams
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